WIE ALLES BEGANN

5 Wochen Ulcinj

Seit drei Wochen bin ich wieder zu Hause. Es hat sich hier Zuhause so viel aufgehäuft, dass ich erstmal kämpfen musste, um einen „Normalzustand“ wieder herzustellen.  Naja der ganz normale Wahnsinn halt. Meinen Hunden gings gut, während meiner Abwesenheit, und das ist ja fast das Wichtigste. 
Ich weiss gar nicht wo ich anfangen soll, und eigentlich will ich Euch auch nicht mit Geschwafel belästigen. 
Meine Hauptaufgabe war ja Azras Tierheim, nicht anders kann man es nennen, zu übernehmen und den Tieren all das Gewohnte auch zu bieten, während sie in Deutschland ist.  Den etwa 40 bis 50 Katzen konnte ich gut gerecht werden, denn die meisten haben Freigang und kommen zu den Fütterungszeiten, morgens, mittags und abends. Einige sind scheu, andere die reinsten Kampfschmuser. 
Den 12 Hunden gerecht zu werden, war schon schwieriger. Ich konnte kaum das Haus verlassen. Was ich natürlich trotzdem tat, schon allein um Einkaufen zu gehen. In meiner Abwesenheit sind die Hunde über alles hergefallen, was es nur zu packen gab und haben die Räume verwüstet. 
Schon bald habe ich meine Ausgehzeiten auf das Minimum reduziert. Obwohl Azras Haus am Meer liegt, bin ich nicht einmal zum Schwimmen gegangen. Alle Hunde in Azras Haushalt haben naturgemäss irgendein Trauma und fühlen sich nur sicher und wohl, wenn ein Mensch bei ihnen ist. So war ich die alleinige Bezugsperson und für sie verantwortlich. 
Es tat mir sehr Leid, dass ich beispielsweise nicht allein in der Lage war, Hunde für Kastrationen einzufangen.  
Folgendes konnte ich doch erledigen: 
Unseren Tierarzt besuchen… es zeigt sich, dass er die Kastrationen so gut beherrscht, dass es diesbezüglich nichts zu meckern gibt. Die Hunde sind nach ein paar wenigen Tagen so fit, dass man sie guten Gewissens springen lassen kann.  Da wir immer wieder kranke und verletzte Tiere zu ihm bringen müssen, weil er der Einzige weit und breit ist, der die Tiere in der Klinik überwachen kann, wünschte ich mir mehr Entgegenkommen von ihm, was die Kosten anbelangt.  
Ich habe eine andere Tierärztin kennengelernt. Bei ihr ist die Liebe zum Tier wirklich ausgeprägt und auch der Tierschutz-Gedanke lebt in ihr. Die Praxis ist in Bar, wo sie angestellt ist. Sie kastriert jedoch in einem Shelter in der Nähe von Budva. In einem Zweitjob. 
Angesprochen auf einen Spay-Day meinte sie nur, sie dürfe das nicht, da sie ja angestellt sei. Ihr Chef ist fast nie anwesend und wird sich darauf im Moment nicht einlassen, das war ihre Aussage. Sie könne nur anbieten zu assistieren, wenn ein anderer Tierarzt die Verantwort übernimmt. 
Zudem habe ich ein sehr nettes Ehepaar kennengelernt, die lange Zeit in der Schweiz gelebt haben. Sie bieten derzeit eine Art Auffangstation für Hunde, die aus verschiedenen Gründen nicht mehr auf die Strasse zurückkönnen. Mit einfachen Mitteln und einer respektvollen Beratung konnte ich doch einiges für die dort lebenden Hunde und Welpen bewirken. 
Eine Aufgabe von Azra konnte ich auch nicht erfüllen. Azra geht als offiziell anerkannte Voluntärin regelmässig in das staatliche Shelter von Ulcinj, wo vieles im Argen liegt. Die Arbeiter und auch der angestellte Tierarzt werden nicht bezahlt. Die Arbeiter haben deshalb überhaupt keine Motivation irgendetwas für die Tiere zu tun. Der Tierarzt hat es zugelassen, dass dort lebende Hündinnen trächtig geworden sind. Welpen werden in dunkle Metallboxen eingesperrt. Die Stadt ist stolz auf das Shelter und der Azra stehen die Haare zu berge. Oft kann sie nicht schlafen, nachdem sie dort war. 
Azra hat in Deutschland erfahren, dass die andauerden Schmerzen, die sie hat, von einer total kaputten Hüfte herrühren. Sie braucht eine Op. Schon bald. Sie wird im Herbst wieder nach Deutschland fahren müssen, um sich dieser zu unterziehen. Ihre Abwesenheit wird mindestens 7 Wochen dauern. Sie bemüht sich derzeit um jemand der in ihrem Haus leben wird, um alle Tiere zu versorgen. 
Alles in allem, für mich war es emotional und auch kräftemässig sehr belastend, weil ich viel mehr tun wollte, und es nicht konnte. Zumindest habe ich einen Hund von Azra mitgenommen. Kurz vor der Abreise habe ich ihn komplett durchtesten lassen. Leider hat sich rausgestellt, dass er zu der schon bekannten Leishmaniose auch noch Herzwürmer hat. Seine wenigen noch vorhandenen Zähne bedürfen unbedingt der Behandlung, er hat eine chronische Parondontitis und die massive Ohrenentzündung haben wir endlich im Griff. 
Es ist einfach nie genug was man tut. In Ulcinj gibt es noch so viel zu tun. Viele Hunde sind unterwegs, manche geduldet, die meisten jedoch in einem unglaublichem Stress. Mütter auf der Suche nach Futter, Welpen allein.. ach einfach die ganze elende Palette. 
 Renate K. (2018)
 

 

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